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Black Star Nairobi

Roman

Erschienen am 24.02.2015
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783887473143
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 22.1 x 14.9 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Im Dezember 2007 - in Kenia findet gerade ein von Gewalttaten begleiteter Wahlkampf statt, in den USA erklärt (der Halbkenianer) Barack Obama seine Präsidentschaftskandidatur - untersuchen Ishmael und O, zwei Detectives, den Mord an einem großen, schwarzen Mann im berüchtigten Ngong-Wald, außerhalb Nairobis. Als sie nach Nairobi zurückkommen, explodiert in einem berühmten, von politisch einflussreichen Kenianern und reichen Ausländern frequentierten Hotel eine Bombe. Weil viele Amerikaner unter den Opfern sind, ermittelt auch die CIA, die al Qaida oder somalische Islamisten hinter dem Terroranschlag vermutet. Die beiden Detectives stoßen auf eine Verbindung zwischen ihrem Mordfall und dem Anschlag und entdecken bei einer heftigen, aufregenden Jagd durch Kenia, durch Mexiko, die USA und Kanada einen politisch brisanten Hintergrund: eine international operierende Geheimorganisation von hohen politischen Beamten und Managern, die das Ziel verfolgt, die sich immer weiter zuspitzende afrikanische Misere (Gewalt, Korruption, Armut und Stammesfehden) durch gezielte Morde an führenden afrikanischen Politikern zu bekämpfen. In Kenia soll das erste Exempel statuiert werden. Die beiden Detektive müssen sich entscheiden, ob sie Terror im Namen des Guten decken oder bekämpfen sollen. Der Autor zeichnet auf spannende, sprachlich sehr differenzierte Weise ein realistisches Bild von Afrika, seinen schier ausweglos erscheinenden Konflikten, seinen führenden und den verarmten Schichten, aber auch von Menschen, die sich mit diesen Verhältnissen nicht zufrieden geben.

Autorenportrait

Mukoma wa Ngugi wurde 1971 als Sohn des weltbekannten kenianischen Schriftstellers Ngugi wa Thiong'o in Evanston, Illinois/USA geboren, wuchs in Kenia auf und konnte dann Ende der achtziger Jahre dank seines amerikanischen Passes als einziger aus seiner politisch verfolgten Familie in die USA ausreisen und dort studieren. Er arbeitet als Literaturprofessor an der Cornell University und schreibt als politischer Journalist und Kolumnist für die BBC, für den Guardian, Los Angeles Times und verschiedene afrikanische Zeitungen und Zeitschriften. Er veröffentlichte literarische Anthologien und Gedichte. 'Nairobi Heat', sein erster Roman, erschien 2009 in New York und im Frühjahr 2014 auf Deutsch, und hat zahlreiche Preise gewonnen, sein zweiter, 'Black Star Nairobi', folgte 2013 (Melville, New York).

Leseprobe

Kapitel 1 WOLKEN ZIEHEN AUF Einen Tag vor der Explosion im Norfolk Hotel standen O und ich mitten im berühmt-berüchtigten Ngong-Wald und blickten auf das, was von einem großen, schwarzen Mann im feinen Anzug noch übrig geblieben war. Die wilden Tiere des Ngong hatten ganze Arbeit geleistet, der Leichnam des Mannes sah eher aus wie ein Tierskelett. Diese Todesart war die schrecklichste - das Opfer hatte kaum noch etwas mit einem menschlichen Wesen gemein. Es war um die Mittagszeit, aber es hätte genausogut Mitternacht sein können, so, als würden wir im Licht des Vollmonds nach Spuren suchen - das dichte Dach uralter Bäume ließ nur irritierendes Dämmerlicht durch - zu wenig, um gut sehen zu können, aber zu hell für eine Taschenlampe. O sagte es zuerst. 'Dieser Mann hat viele Geheimnisse zu erzählen.' Er zeigte auf dessen Gesicht - ein verstohlenes Lächeln war darauf zu erkennen, als ob sich er über seine Entdeckung freuen würde. Das war der springende Punkt beim Ngong-Wald: eine Leiche, die dort abgelegt wurde, hatte immer eine Botschaft im Gepäck. In den Vereinigten Staaten gibt es die Wüste von Nevada - und Football-Stadien, denkt man an Jimmy Hoffa (dazu kommt eine Anmerkung). Wenn dir in Kenia jemand einigermaßen überzeugend erklärt, er oder sie würde dich am liebsten in den Ngong befördern, dann sollte man besser klein beigeben, es sei denn, man kommt ihnen zuvor und befördert sie dahin. Ich lebte noch nicht so lange in Kenia, aber ich könnte eine Menge Namen runterrasseln: J.M. Kariuki zum Beispiel, ein Radikaler in diesem oder jenem Punkt, wurde zu Tode gefoltert, seine Leiche von einem Hirtenjungen gefunden. Robert Ouko, ein sehr smarter Politiker, der angeblich im Ngong Selbstmord beging: Zunächst verstümmelte er sich, dann - nachdem er nicht verblutete - setzte er sich in Brand, bevor er sich schließlich in den Kopf schoss. Alle Zeugen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung starben unter mysteriösen Umständen, ebenso wie der Hirtenjunge, der - wieder - die Leiche gefunden hatte. Immer war es ein Hirtenjunge, der sich in die Tiefen des Waldes hinein wagte und die Toten fand. In unserem Fall hatte er zufällig ein Handy dabei, und so konnten wir schon nach wenigen Stunden bei der Leiche zu sein. O und ich hätten eigentlich gleich wieder verschwinden sollen Wenn man sich die exakte Kombination der beiden Schüsse ansah, einer dahin, wo das Herz sein musste, einer in den Kopf, schwante einem, dass das nur ein professioneller und effizienter Killer gewesen sein konnte - und genau deshalb hätten wir besser gleich abhauen sollen. Wäre es irgendwann im letzten Jahr passiert, wir hätten genau das getan. Seit O und ich vor drei Jahren eine Agentur mit dem ziemlich cleveren Namen Black Star gegründet hatten, bearbeiteten wir die merkwürdigsten Fälle: von verschwundenen Penissen - leicht zu lösen mit einem spitzen Knie in die Leistengegend - über fremdgehende Ehegatten bis hin zu gefälschten Gemeinderatswahlen. Wir kamen mal grad so über die Runden. Nur weil O immer noch für das CID, die kenianische Kriminalpolizei, arbeitete, konnten wir mal eine Vermissten-Sache, mal einen Mordfall übernehmen, und so einigermaßen flüssig bleiben. Deswegen war es eigentlich eine Gefälligkeit, dass uns Yusuf Hassan, Chef des CID, diesen Fall zuschanzte. Das CID würde für die Spesen aufkommen und mir zusätzlich ein Beraterhonorar zahlen. Nicht nur, dass wir total abgebrannt waren, mehr noch: wir waren wie Boxer, die zu einfach zu Siegen gekommen waren und nun endlich gegen einen würdigen Gegner fighten wollten. Wir wollten es jetzt wissen, wie damals, bei unserem ersten gemeinsamen Fall, der uns beinahe das Genick gebrochen hätte - der Fall eines toten weißen Mädchens auf der Veranda eines afrikanischen Professors in Madison, Wisconsin. Gut, ich sage ja nicht, dass das Wiederfinden eines verschwundenen Penis' reinste Zeitverschwendung wäre, aber manchmal will man etwas anpacken, was einem sein Bestes abverlangt